Das kulinarische Interview – Carsten Sebastian Henn, Schriftsteller & Restaurantkritiker

Carsten Sebastian Henn

“Ich finde , es ist beim Essen wie im Leben”, sagte Wahabi. “Beides kann unmöglich gelingen ohne eine Prise Sterne.”

 

Das ist ein Zitat aus  Eine Prise Sterne, von Carsten Sebastian Henn aus dem Pendo Verlag. Carsten hat einen tollen Beruf, wie ich finde bzw. eigentlich sind es mehrere Berufe. Er ist nämlich nicht nur Restaurantkritiker für den Feinschmecker und Chefredakteur des Gault Milleau Weinguides, sondern auch Weinbergbesitzer und vor allem Schriftsteller kulinarischer Romane. Jeder Roman oder Krimi – der ein oder andere von euch kennt bestimmt die “Professor-Bietigheim-Krimis”- hat ein kulinarisches Thema. Ob Whiskey, Pralinen, Champagner oder Sterneküche, da ist für jeden “Foodie” etwas dabei.

In “Eine Prise Sterne” trifft Mark, ein Astronom  aus Köln, während eines mysteriösen Stromausfalles zufällig seine Jugendliebe Anne wieder, eine aufsteigende Sommelière, die täglich nicht nur einmal Sterne in Gläser füllt. Sie wurde gerade von ihrem Freund betrogen und ist am Boden zerstört. Für Mark ist klar – er muss einen Mann für Anna finden – den perfekten Mann. Mit wissenschaftlichen Methoden müsste das doch leicht zu bewältigen sein. Doch ist das wirklich möglich oder steht alles bereits in den Sternen?  Eine wirklich spritzige Liebesgeschichte, rund um edle Tropfen und andere kulinarische Genüsse.

 

“Man muss die Prise Salz in seinem Leben akzeptieren, mehr noch, sie als wichtigen Teil des Ganzen sehen. Nur dank Salz schätzen wir die Süße des Lebens, erst durch Traurigkeit schätze wir das Glück. In jedem wahren Glück steckt etwas Traurigkeit. Es ist immer inklusive.” 

 

Is dat schön. Herzschmerz am Herd quasi. Und es beweist, das die Verbindung von Kulinarik und Büchern ein erfolgsversprechendes Konzept ist.

Daher ist es mir auch eine große  Ehre mit Carsten das erste “kulinarische Interview” führen zu dürfen.

Carsten Sebastian Henn

Copyright: Mirko Polo

Welches ist Dein derzeitiges Lieblingsrestaurant?

Puh, das ist eine schwierige Frage. Als Gesamterlebnis: das Faviken in Schweden. Als Ort puren, hedonistischen, kulinarischen Glücks, befreit vom Diktat des Menüs: das Tickets in Barcelona. Als Ort des Wohlfühlens, wegen perfekter Gastgeberschaft: das Le Moissonnier in meiner Heimatstadt Köln.

     

Was würdest Du als Henkersmahlzeit wählen? 

Ein richtig gutes Kartoffelpüree mit so viel normannischer Butter, wie nur irgend rein geht, oder ein Risotto mit weißen Albatrüffeln. Ginge vielleicht beides? Und ein perfektes Tiramisu wie im 485 Grad als Dessert?

 

Kochbuch oder “Frei Schnauze”?

Immer Kochbuch. Und zwar absolut exakt – es sei denn, es ist offensichtlicher Blödsinn. Beim zweiten Kochen des Rezepts folgt dann nach der Pflicht die Kür. Aber auch gerne mal komplett frei Schnauze. Das Kochen mit Resten führt bei uns in der Familie zu sogenannten “Patent-Essen”.

 

Kochen oder Backen?

Ich liebe es, ein Brot oder einen Kuchen im Ofen aufgehen zu sehen. Das ist für mich immer wieder wie ein Zaubertrick. Das Kochen liebe ich aber, weil ich während des Prozesses noch eingreifen kann, improvisieren und vor allem: ständig probieren!

 

Welcher Foodtrend wird Deiner Meinung nach völlig überbewertet?

Burger. Sie sind kulinarisch limitiert. Viele moderne Interpretationen tun so, als könnte man einfach alles zwischen zwei Bunhälften packen und es würde schmecken. Das kann man aber nicht, man muss die Buns mitdenken, und darf zudem den Fleischpatty nicht übertönen. Wenn ich die enttäuschenden Burger der letzten Jahre zusammenrechne, und ihnen den Preis gegenüberstelle, der dafür verlangt wurde, kommen mir die Tränen. Nicht falsch verstehen: ein großartiger Burger wie bei der Fetten Kuh oder Karl Herrmanns (beide Köln) ist eine tolle Sache, aber selbst auf den besten Burger habe ich persönlich nur selten im Jahr Lust.

 

Was ist Dein absolutes Lieblingsbuch, und was hat Dich daran besonders beeindruckt?

Das für mich schönste Leseerlebnis war Matt Ruffs “Fool on the hill”, ich habe es tatsächlich nicht mehr aus der Hand gelegt. Wie Ruff mit drei Erzählsträngen spielt, ist meisterhaft, seitdem fiebere ich jedem neuen Roman von ihm entgegen. Er hat sicher noch Bessere, Klügere geschrieben, aber nie zuvor und danach habe ich einen Roman so verschlungen. In den letzten Monaten hat mich am tiefsten Mariana Lekys “Was man von hier aus sehen kann” berührt. Wenn ich P. G. Wodehouses Gesamtwerk als ein Buch zählen dürfte, würde ich ihn wählen.

 

Lieber Carsten, danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit all Deinen Projekten!   Ich hoffe, Ihr habt beim Lesen eben so viel Spaß wie ich beim Interview.

Eure Kiki.

 

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