“Du alte Biokarotte,
hier am Strand von Bochum ist allerhand los. Man stellt sich immer vor, daß der Strand im Ruhrgebiet zu grobkörnig ist und das Wasser nicht sauber – alles Quatsch. Keine Wellen, kaum Wind, der Strand nicht überlaufen, alle paar Meter ein freier Sonnenschirm. Es ist nur ziemlich viele Quallen, aber ich will gar nicht erst anfangen zu klagen: Auch an Badeorten wie Berlin, Acapulco oder Honolulu könnte man allerhand aussetzen. Küsse J. “
Ich habe mich ja bereits als “Jurek-Becker-Fangirl” zu erkennen gegeben und Amanda herzlos in einem meiner vorherigen Blogbeiträge vorgestellt. Im letzten Jahr ist nun, zu meiner großen Freude, ein ganz wunderbares Buch aus seinem Nachlass bei Suhrkamp erschienen. Am Strand von Bochum ist allerhand los, ist eine ganz besondere “Biografie” des Schriftstellers, denn im Laufe der Jahre hat Jurek Becker mehr als 1000 Postkarten an seine Familie, Freunde und seine Herausgeber verfasst. Neunhundertfünfzig sind noch erhalten und wurden für dieses wunderbare Buch zusammengetragen.
Jede Postkarte ist ein kleines Unikum und schon die Motivauswahl ist oft skurril: von leicht bekleideten Damen, über kitschigmerkwürdige Urlaubsmotive bis hin zu Babar dem Elefanten. Die Texte sind witzig und originell und allein sein Erfindungsreichtum seine Frau in der Anrede zu betiteln ist einfach nur herrlich. “Du alte Maultasche” ist da nur eine von Vielen, daher hier meine Top-5:
Du alte Hausratversicherung,
Du blaues Wunder,
Du flammendes Inferno,
Du alte Beziehungskiste,
Du heiliger Strohsack,
Sie sind so herrlich albern und geben so viel aus dem Leben von Jurek Becker preis, wie es wohl in keiner Autobiografie je möglich wäre. So erfährt man einiges über diverse Lesereisen, seine Arbeit und der Beziehung zu Familie und Freunden. Viel Postkartenpost erhält auch Manfred Krug, dem Jurek Becker nicht nur “Liebling Kreuzberg” als Drehbuchautor auf den Leib geschrieben hat, sondern auch einer seiner besten Freunde war.
Jurek Becker hat außerdem alle Postkarten vorgeschrieben, als würde er ein Manuskript verfassen. Diese Schulhefte hat man ebenfalls in seinem Nachlass gefunden, sodass klar ist, dass das nur die Spitze des Postkarteneisberges sein kann. Ein großartiger und wunderschöner Schatz, in dem man einfach immer mal wieder blättern kann, um über das ein oder andere leise vor sich hin zu kichern.
Und was haben Maultaschen mit Jurek Becker zu tun? Ihr ahnt es schon …
“Du alte Maultasche,
Ulm musst Du Dir vorstellen als eine gewaltige Baugrube voller Nutzfahrzeuge, aus der das Münster gerade so hervorragt. Hier zu leben ist etwa so angenehm wie auf dem Mittelstreifen des Mehringdamms. Mein Rat: Vergiß Ulm und denk lieber an Deinen Traummann. J. “
Zutaten
- 200 g Spätzlesmehl
- 2 Eier
- 500 g Tiefkühlblattspinat oder 700 g frischer Blattspinat
- 2 "Weckle" vom Vortag
- 1 Ei
- 250 g Zwiebeln
- 100 g geräuchter Bauchspeck
- 2 EL Öl
- 3 EL Butter
- 1 Bund Petersilie
- 200 g Brastwurstbrät
- Salz, Pfeffer, Muskat
- Frischer Majoran
- 500 ml Rinder- oder Gemüsebrühe
Zubereitung
- Zuerst den Teig vorbereiten. Mehl und Eier zu einem festen, glatten Teig verkneten. In Folie wickeln und mindestens 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.
- Für die Füllung die "Weckle" in Wasser einweichen. Den TK-Spinat auftauen und ausdrücken. Frischer Spinat wird in reichlich Salzwasser einmal kurz aufgekocht. Spinat fein hacken. Speck klein würfeln. Zwiebeln abziehen. Die Hälfte der Zwiebeln fein würfeln, die andere Hälfte in feine Scheiben schneiden. Petersilie zupfen und hacken. Speckwürfel in Öl in einem Topf anschwitzen. Nach etwa zwei Minuten die Zwiebeln zugeben und für 5 Minuten bei kleiner Hitze dünsten. Petersilie zugeben und umrühren. Vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen. Danach in eine Schüssel geben. Brät, Spinat, die ausgedrückten "Weckle", das Ei, den gehackten Majoran mit der Speck-Zwiebelmischung vermengen und mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Den Nudelteig zu langen schmalen Rechtecken ausrollen. Das geht am besten mit der Nudelmaschine. Den Teig immer mal wieder mit Mehl bestäuben, damit er nicht klebt. Die Füllung etwa 5 mm dick auf dem Teig verstreichen. Dabei an den langen Rändern an der Seite jeweils einen 2-3 cm dicken Streifen Teig frei lassen. Den weiter entfernten Teigstreifen mit Wasser bepinseln und die Teigbahn von er Längsseite her zweimal umklappen, sodass anschließend die Teignaht unter der Teigrolle liegt. Mit einem Kochlöffelstiel im Abstand von 10 cm flach drücken und durchschneiden. Die Ränder mit einer Gabel und etwas Wasser flach drücken und verschließen.
- Für die geschmelzten Zwiebeln, die in Scheibchen geschnittenen Zwiebeln in Butter andünsten, bis sie leicht karamellisieren. Maultaschen in schwach siedendem Salzwasser 6-8 Minuten gar kochen. Brühe aufkochen, die Maultaschen in Tellern anrichten und mit Brühe übergießen. Die geschmelzten Zwiebeln darüber verteilen.
Lecker ist dazu auch ein frisch gemachter Kartoffelsalat und man kann Maultaschen übrigens auch einfrieren. Da lohnt es sich ein paar mehr zu machen.
Leute, schreibt Postkarten! Ich habe wieder damit angefangen.
Eure Kiki.
PS: Solltet ihr euch bei den Zitaten über die alte Rechtschreibung wundern. Ich habe den Text 1:1 übernommen. Daher auch die alte Schreibweise.
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