“Die vier Musikanten aber machten es sich gemütlich in ihrem neuen Heim, gaben aufeinander acht, kochten gemeinsam die schönsten Gerichte und musizierten jeden Tag zusammen.”
Dieses Ende der Bremer Stadtmusikanten war mir zwar bisher unbekannt aber mir gefällt die doch etwa freiere und gemütlichere Version aus “Heute back ich, morgen brat ich” von Stevan Paul aus dem Hölker Verlag ausgesprochen gut. Das Kochbuch war ein Weihnachtsgeschenk von meinem liebsten Esser – noch ein Grund daraus gleich zu Jahresanfang einen Blogbeitrag zu machen. Außerdem ist Stevan Paul ein Foodbloggerkollege von mir, was mein Liebster gar nicht wusste, und betreibt seit 2008 einen der meistgelesenen Foodblogs im deutschsprachigen Raum: www.stevanpaul.de. Und das ist auch bei Weitem nicht sein erstes Kochbuch. Von ihm ist auch eines der schönsten Asienkochbücher “Meine japanische Küche”. Das werde ich mir auch noch zulegen. Irgendwann demnächst. Aber ich schweife ab.
Wie alle Kochbücher von Stevan besticht das Buch durch eine besonders schöne Ausstattung, natürlich mit Goldprägung und märchenhaften Fotos von Daniela Haug. Das Innenlayout ist außerdem und generell wunderschön. Aufgeteilt ist das Kochbuch in 8 Kapitel, die je einem Märchen der Gebrüder Grimm gewidmet sind. Von Aschenputtel bis Hänsel und Gretel. Da bleibt kein Auge trocken. Ich fand es schön, die Märchen noch mal zu lesen, die, wie oben bereits erwähnt, manchmal etwas freier interpretiert sind aber nicht zu frei. Und für mich ist es einfach immer wieder schön zu sehen, wie das Thema Essen und Literatur zusammengeht. Hach.
Die Rezepte sind raffiniert, eher handfest und außerdem einfach umzusetzen. Hier meine Highlights: die “Falsche, falsche Prinzregententorte” (pikant mit Pilzen und Portweinsauce) aus dem Kapitel Dornröschen (für Gäste), “Safran-Bergkäse-Polenta mit Bratwurst und Fenchelsalat” aus Rumpelstilzchen (Über dem Feuer) und finally “Mit Aquavit gebeizter Kräutersaibling mit Roter Beete” aus Die Bremer Stadtmusikanten (Abendbrot).
Letzteres habe ich dann gleich ausprobiert. Mit einigen Abwandlungen. Nicht weil das nötig gewesen wäre, aber ich habe keinen Saibling bekommen, also habe ich eine Forelle verwendet. Außerdem hatte ich kein Aquavit im Haus und gerade ein frisches Pane Pugliese gebacken. Da habe ich das Rezept einfach etwas freier interpretiert. Gebeizt habe ich noch nie, daher fand ich das besonders interessant. Und was muss ich sagen? Märchenhaft. Seht selbst.
Zutaten
- 1 mittelgroße Forelle (auf der Haut entgrätet und filetiert)
- 1 EL Gin
- 20 g Meersalz
- 30 g Zucker
- Abrieb von 1/2 Bioorange
- Abrieb von 1/2 Biozitrone
- 1 rote Zwiebel
- 70g Zucker
- 7 g Salz
- 80 ml Weißweinessig
- 3 Zweige Dill
- 1 TL Kümmel
- 1 TL Senfsaat
- 2-3 mittlere Rote-Bete-Knollen
- 2-3 EL Olivenöl
- 1/2 Bund Dill
- Pfeffer aus der Mühle
- Roter Pfeffer (wahlweise)
- 4 dicke Scheiben Pane Pugliese
- Gesalzene Butter
- Grobes Meersalz
Zubereitung
- Für die gebeizte Forelle die Fischfilets waschen und trocken tupfen. Die Fleischseite mit Gin (oder Aquavit) einreiben. Salz mit Zucker mischen. Orangen- und Zitronenschalenabrieb unter die Mischung geben und auf der Hautseite verteilen. Zugedeckt im Kühlschrank 24 Stunden beizen.
- Für die eingelegte Rote Bete die Zwiebeln schälen und fein schneiden. Zucker mit Salz, Weißweinessig 175 ml Wasser, Dill, den Zwiebeln und Gewürzen aufkochen. Vom Herd nehmen und 10 Minuten ziehen lassen. Rote-Bete-Knollen schälen und fein hobeln. Den Sud durch ein Sieb passieren, nochmals aufkochen und über die gehobelten Bete gießen. Auskühlen und dabei durchziehen lassen. Olivenöl unterrühren und eventuell nochmals mit Salz abschmecken.
- Die Forelle am nächsten Tag kalt abspülen. Dill fein hacken und auf der Fleischseite verteilen, leicht andrücken, pfeffern. Filets mit einem scharfen Messer in feine Scheiben schneiden und auf dem gebutterten Brot servieren. Mit Meersalz und den roten Pfefferkörnern garnieren.
- Im Originalrezept wird Saibling, Aquavit, Sonnenblumenöl und Gerstenbrot verwendet.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann essen sie noch heute.
Eure Kiki
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