Gebrannte Ziegencreme auf Feuerrote Beete Muschel – Fahrenheit 451

“Zum ersten Mal wurde mir klar, dass hinter jedem Buch ein Mensch steht. Jedes Einzelne musste erst von einem Menschen erdacht werden. Jemand hat vielleicht lange gebraucht, bis er es zu Papier gebracht hatte. Und nicht einmal dieser Gedanke war mir bisher gekommen.”

 

Dieses Mal: ein Klassiker der Literatur – Fahrenheit 451 von Ray Bradbury. Die kleine Deluxe-Ausgabe von Diogenes ist mir bei einem meiner (zahlreichen) Buchhandelsbesuche in die Hände gefallen. Ich wollte mir ja öfter mal wieder einen Klassiker vornehmen, weil man “die-ja-schon-immer-mal-lesen-wollte-aber-es-dann-irgendwie-doch-nie-macht”. Außerdem fand ich das Cover ansprechend und vor allem den Klappentext. Klassiker hin oder her. Das Äußere muss auch stimmen. Inhaltlich wusste ich nicht viel, außer, dass es in Richtung Dystopie und Science-Fiction geht. Fahrenheit 451 war bei mir damals keine Schullektüre. Leider! Denn was musste ich feststellen? Es ist wirklich eines der großartigsten Bücher, welches ich in letzter Zeit gelesen habe. Ganz großes “Lesekino”. Sehr spannend und völlig zeitlos. Eine richtige Perle.

In einer zeitlich nicht näher definierten Zukunft ist die Feuerwehr nicht mehr dazu da, Brände zu löschen, sondern Bücher zu finden und zu verbrennen. Buchbesitz und das Bücherlesen an sich werden streng geahndet und mit Gefängnis und Tod bestraft. Freies Denken und eigene Gedanken gelten als gefährlich und die Menschheit lebt vor großen Bildschirmwänden, die ihnen das Denken weitgehend abnehmen und für eine permanente Dauerberieselung sorgen.

Guy Montag arbeitet als ein solcher Feuerwehrmann bei der Einheit 451. Daher auch der Titel, denn bei einer Temperatur von 451 Fahrenheit, fängt Bücherpapier Feuer. Montag erledigt seinen Job ohne ihn zu hinterfragen und findet, dass dabei alles seine Richtigkeit hat. Zufrieden ist er allerdings nicht. Seine Frau Mildred lebt vor bzw. mit den Fernsehschirmen und ihrer dortigen “Familie” in ihrer ganz eigenen Welt und ist nur mit sich selbst beschäftigt. Eine Begegnung mit dem angeblich verrückten Nachbarmädchen Clarisse Mc Clellan, setzt jedoch nach und nach bei Montag einen Denkprozess in Gang. Sie ist anders. Sie stellt Fragen und sie hinterfragt alles was sie erlebt und beobachtet. Sie hat eine eigene Sichtweise und eigene Gedanken, die Montag sowohl faszinieren aber auch verstören.

 

“Er war nicht glücklich. Als er die Worte zu sich selbst sagte, erkannte er, dass sie seinen wahren Zustand wiedergaben. Er trug sein Glück wie eine Maske, und das Mädchen war damit davongelaufen; es bestand keine Möglichkeit, bei ihr anzuklopfen und die Maske zurückzufordern.”

 

Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Als Clarisse verschwindet und Montag mit seiner Feuerwehrtruppe bei einem Einsatz eine Frau mit ihren Büchern verbrennen sieht, spürt er, dass er so nicht mehr weiterleben kann und dass an dem ganzen System etwas faul ist. Er begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit und den Geheimnissen, die hinter diesen angeblich so gefährlichen Büchern stecken. Dabei trifft er auf Verbündete, wie den ehemaligen Professor für englische Literatur “Faber” aber auch auf seinen Widersacher, Hauptmann Beatty, der sich in der Welt der Literatur genau auszukennen scheint und ihn mit allen Mitteln versucht, auf den “richtigen” Weg zurückzubringen.

 

“Diese Buch hier hat Poren. … Je mehr Poren, je mehr wahrheitsgemäß festgehaltene, lebendige Einzelzüge man auf den Quadratzentimeter beschriebenen Papiers kriegt, umso mehr gehört man zur “Literatur”. Das ist jedenfalls meine Auffassung. Bedeutsame Details. Frische Beobachtungen. Die guten Schriftsteller rühren oft ans Leben. Die Mittelmäßigen streifen es flüchtig. Die schlechten vergewaltigen es und überlassen es den Schmeißfliegen. Wissen Sie nun, warum Bücher gehasst und gefürchtet werden? Sie zeigen das Gesicht des Lebens, mit all seinen Poren.”

 

Die Lage spitzt sich zu und am Ende kommt es zu einem fulminanten “Showdown” – aber ich will ja nicht spoilern. Es lohnt sich wirklich und hat auch heute nichts an Aktualität verloren.

Das Buch wurde 1966 auch verfilmt. Der Trailer schaut allerdings mehr als abgedreht aus. Aber ich habe bei meiner Recherche entdeckt, dass es eine Neuverfilmung von HBO mit Michael B. Jordan gibt.  Sowas. Muss ich mir nochmal genauer anschauen. Das nur am Rande. Guter Filmstoff ist es auf jeden Fall.

So. Und wie kriegen wir jetzt den Dreh zu einem passenden Gericht? Es muss natürlich irgendwas mit Feuer zu tun haben. Farblich bin ich da schnell auf Rote Beete gekommen. Und im Buch ist immer wieder von Gerüchen nach exotischen Gewürzen die Rede. Warum also nicht kombinieren?

 

“Wissen Sie, dass Bücher nach Muskatnuss oder anderen exotischen Gewürzen riechen? Als Junge habe ich immer gerne daran geschnuppert. Gott, was gab es früher schöne Bücher, ehe wir davon abkamen.”

 

Außerdem entpuppt sich Mildred, die Frau von Guy Montag, doch als eine ziemliche “Ziege”. Kleiner Scherz – Ziegenkäse passt einfach hervorragend zu Roter Beete und schmeckt “gebrannt” einfach fantastisch.

Mithilfe des  Geschmacksthesaurus, den ich ja bereits vorgestellt habe, habe ich mir dann eine, wie ich finde,  ziemlich raffinierte und zukunftsträchtige Vorspeise einfallen lassen. Ich hoffe, ihr seht das auch so.

 

Gebrannte Ziegencreme auf Feuerrote Beeete Muschel

Zutaten

  • 1 große Rote Beete (nicht vorgekocht)
  • Sesamöl
  • 4 Kardamonkapseln (Samen ausgelöst)
  • 4 Nelken
  • 1/2 TL Zimt
  • 1 Prise Muskat
  • Pfeffer
  • Mehrsalz
  • Für die Ziegencreme:
  • 90g Ziegenfrischkäse
  • 125ml Sahne
  • 35 ml Milch
  • 3 Tymianzweige
  • Salz
  • Pfeffer
  • Brauner Zucker
  • 2 Scheiben Frühstücksspeck

Zubereitung

  • Ofen auf 110 Grad vorheizen. Rote Beete vorbereiten. Am Besten mit Handschuhen, damit man sich nicht völlig die Hände verfärbt. Pro Vorspeise eine halbe große Knolle verwenden und diese in Scheiben schneiden. Die Basis der späteren Muschel sollte am Dicksten sein. Gewürze kleinmörsern und mit dem Sesamöl vermischen. Ölmischung auf die Rote Beete Scheiben geben und zu einer Treppe/Muschel schichten. In einer gefetteten Auflaufform für 1 1/2 Stunden in den vorgeheizten Ofen geben. Die Rote Beete sollte sanft garen ohne zu verbrennen.
  • Derweil die Ziegencreme vorbereiten. Sahne, Milch, Tymianzweige, Salz und Pfeffer gemeinsam aufkochen und eindicken lassen. Tymian entfernen.
  • Die "Muschel" auf einem Teller anrichten und die Ziegencreme auf den "Stufen" und dem Teller verteilen. Den braunen Zucker auf die Creme streuen und mit einem Flambierer karamellisieren lassen. Speck anbraten und zur Dekoration auf die Spitze setzen.
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Voilà. Raffiniert, nicht aufwendig und mit dem gewissen Showeffekt. Perfekt für Gäste.

Lasst es euch schmecken. Und: Lest! Dieses! Buch!

Eure Kiki

 

 

 

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