“Doch selbst wenn wir uns im Moment des tatsächlichen Geschehens noch so aufmerksam umschauen, entdecken wir in der Regel kein einziges Element, das unerklärlich wäre.”
Haruki Murakami und ich – bislang war das eine eher unglückliche Liebe. So hochgelobt und so oft empfohlen – ich konnte einfach nichts mit ihm anfangen. Bis heute. Gut Ding will ja bekanntlich Weile haben. Mit “Die Ermordung des Commmendatore I – Eine Idee erscheint” von Dumont, hat er mich letzten Endes nun doch noch gewonnen. Ein leiser asiatischer Ton aber gewaltig erzählt. Und bis zum Schluss überraschend anders. Gerade beim Schreiben – die nächste Überraschung. Ich wollte nach dem Namen des Protagonisten suchen und stelle fest: Er wird nie genannt. Und ja, das steht auch im Klappentext. Den habe ich aber nun nicht gelesen. Ich bin großer Fan der U4 und greife auf Klappentexte nur in Notsituationen zurück.
Der namenlose Maler hat eine besondere Gabe – seine Porträts fangen genau das ein, was einen als Mensch ausmacht, den innersten Kern, das Besondere in jeder Persönlichkeit. Und dafür muss der zu Porträtierende noch nicht einmal Modell sitzen. Damit ist er aber nicht etwa ein gefeierter Künstler, sondern ein ganz gut bezahlter Porträtmaler, der mit Auftragsarbeiten von Geschäftsleuten und Politikern gut über die Runden komm. Ein unaufgeregtes Leben mit festen Abläufen. Bis seine Frau Yuzu ihn Knall auf Fall verlässt, er in das Haus des gefeierten Malers Tomhiko Aamada in die Berge zieht, auf ein mysteriöses Bild des Geheimnis umwitternden Künstlers stößt – “Die Ermordung des Commendatore” – und den charismatischen Wataru Menshiki kennenlernt. Dieser beauftragt ihn gegen eine horrende Summe, ein Porträt von sich anzufertigen, unter der Bedingung, Modell sitzen zu dürfen.
“Sie hatten geht. Modell zu sitzen ist wesentlich anstrengender als ich es erwartet hatte, sagte Menshiki. Das Bewusstsein, gemalt zu werden, gibt einem das Gefühl, nach und nach innerlich ausradiert zu werden.”
Doch das Talent scheint den Maler verlassen zu haben. Das Bild will das Besondere von Herrn Menshiki einfach nicht preisgeben. Dazu kommt, dass plötzlich jede Nacht feine Glöckchen aus einem Steinhaufen sin der Nähe desHausschreines zu hören sind. Was hat das nur alles zu bedeuten? Mit Hilfe von Menshiki geht er diesem Geheimnis auf den Grund und das soll nicht das Letzte gewesen sein. Sie finden einen antiken Glockenstab in einer gemauerte Grube, von der eine ganz besondere Faszination ausgeht.
“In der Stille des Wäldchens vernahm ich sogar das Rauschen, mit dem die Zeit verfloss und mein Leben verstrich. Ein Mensch vergeht, ein anderer entsteht. Ein Gedanke vergeht, ein anderer entsteht. Eine Form vergeht, eine andere entsteht. Auch mein sich von Tag zu Tag vollziehender Verfall barg ein Entstehen. Nichts blieb sich gleich. Und die Zeit ging verloren. Zerfiel hinter mir zu tosendem Sand und verschwand. Ich saß nur vor dem Loch und lauschte dem Sterben der Zeit.”
Der Maler und Menshiki lernen sich nach und nach immer besser kennen, Farbschicht um Farbschicht, quasi. Und so ist auch das Buch – sehr vielschichtig. Ich werde jetzt nicht alles verraten. Auch nicht, dass der Commedatore aus dem gefundenen Bild plötzlich leibhaftig im Wohnzimmer des Malers sitzt und sich von Menshiki zum Abendessen einladen lässt.
“Was bin ich? Vorläufig bin ich der Commendatore. Sonst nichts. Natürlich nur vorübergehend. Was ich als Nächstes sein werde, weiß ich nicht. Tja, was bin ich überhaupt? Und Ihr, meine Herren, was seid Ihr? Ihr tretet zwar in Eurer Gestalt auf, aber was seid Ihr überhaupt? Seht Ihr,es ist verwirrend, wen man das plötzlich gefragt wird. Und in meinem Fall ist das nicht anders.”
Es bleibt geheimnisvoll und spannend bis zum Schluss, der ja kein Schluss ist. Denn der zweite Band ist bereits erschienen und den werde ich mit Sicherheit bald verschlingen – so wie unser namenloser Maler das Reisbällchen auf Seite 250.
Zutaten
- 2 getrocknete Shitake-Pilze
- 300 g Schweinehackfleisch
- 150 g mittelgroße Garnelen (küchenfertig, grob gehackt)
- 1 EL Frühlingszwiebeln, gehackt
- 2 TL frischer Ingwer, fein gehackt
- 2 TL Zitronengras, fein gehackt (nur die weißen Teile)
- 1 Kaffir-Limettenblatt, fein zerkleinert
- 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
- 2 TL Fischsauce
- 1 Ei
- 2 EL frisches Koriandergrün, gehackt
- 200 g Klebreis (es MUSS Klebreis sein)
- süße Chilisauce zum Servieren
Zubereitung
- Die Pilze für 20 Minuten in heißem Wasser einweichen. Stil entfernen und "Hut" fein hacken. Hackfleisch (ich mach das immer frisch), Garnelen, Frühlingszwiebeln, Ingwer, Zitronengras, Limettenblatt, Knoblauch, Fischsauce und Ei im Mixer zu einer glatten Masse verarbeiten. Die Masse in eine Schüssel geben und Koriander unterheben.
- Den Reis in eine Schüssel füllen. Die Fleischmischung mit nassen Händen zu ca. 3 cm großen Bällchen formen und behutsam im Reis wenden.
- Die Bällchen auf Abstand in zwei mit Backpapier ausgelegte Bambusdämpfkörbe legen und im Wok über köchelndem Wasser 1 bis 1 1/2 Stunden dämpfen. Immer wieder warmes Wasser nachfüllen. Mit Chilisauce servieren.
Viel Spaß beim Lesen und beim Nachdämpfen. Die hübschen Bällchen geben nicht nureine spektakuläre Vorspeise ab, sie sind außerdem total lecker.
Eure Kiki
Ich bin für das Zitronenlachsrezept gekommen und wegen deiner wunderschönen Buchbeschreibungen geblieben. Dieses hier klingt nach einer besonders guten Empfehlung; Kommt sofort auf die Leseliste! Dankeschön 🙂
Liebe Judith,
das freut mich!!! Und so soll es sein. Ich hoffe Du findest noch viel Inspiration auf Kochtopf & Feder und kommst öfter mal vorbei. Ich würde mich freuen.
Deine Kiki