“Als er schließlich nach oben ging, drückte ich ihm den Pupsbär in den Arm. Dessen beruhigendes kleines Pfütt! rief ein tapferes Lächeln hervor, und der glatzköpfige junge Megastar nahm dankbar meinen Teddy mit ins Bett. Das kommt dabei raus, wenn man jahrelang Partydrogen nimmt und Vampire killt, dachte ich. Die blanke Paranoia.”
Kochen mit Fernet Franca, von James Hamilton-Paterson aus dem Klett-Cotta Verlag, ist ein schwarzhumoriges, skurriles Buch, voll mit etwas mehr als ungewöhnlichen Rezeptideen. Doch wer könnte bei “Fischotter mit Langustensauce” oder “Knoblauch-Fernet-Branca-Eis” schon widerstehen? Gerald ist englischer Schriftsteller, genauer gesagt Ghostwriter und Biograf für nicht gerade sympathische Sportler und andere berühmte Zeitgenossen. Das bringt gutes Geld und er schafft es immer wieder einen Bestseller zu landen und außerdem seine “Kunden” in nahezu mystischem Licht erscheinen zu lassen. Gerade hat er sich ein Haus in der Toskana gekauft, in dem er sich zum Einen seinen etwas kuriosen Kochkünsten und zum anderen natürlich ungestört dem Schreiben widmen möchte.
Doch mit der Ruhe ist es aus, als er auf seine woinowische Nachbarin Marta trifft. Sie ist ebenfalls gerade erst in die Toskana gezogen um Filmmusik für einen berühmten italienischen Filmemacher zu schreiben und außerdem um sich von der leicht mafiösen Familie in Woiwonien unabhängig zu machen.
Durch Sprachbarrieren, Missverständnisse und Vorurteile schätzen sich beide jedoch völlig falsch ein. Für Gerald ist Marta eine alkoholabhängige und komische Trutsche aus dem Osten, die ihn versucht mit Fernet-Branca gefügig zu machen und für Marta ist “Gerriiie” ein englischer “Dudi” mit flachem Po, alkoholabhängig, da er ständig ihrem Fernet-Branca zuspricht und ziemlich verklemmt.
“Gerald singt bei der Hausarbeit: wildbewegte Arien aus italienischen Opern, die meines Erachtens frei erfunden sind. Auf jeden Fall erkenne ich sie nicht wieder. Aber auch wenn ich nicht alles verstehe, was er sagt, bin ich doch sicher, die Grundeinstellung mitzubekommen: kleinkariert und schnöselig, dazu selbstgefällig und eitel. Eitel! Mit diesem Hintern und den schütteren Haaren! Armes Würstchen.”
Und so entspinnt sich ein skurriler Rosenkrieg zwischen den beiden völlig unterschiedlichen Charakteren, die doch so viel gemeinsam haben, immer abwechselnd aus der Sicht von Magda und Gerald erzählt. Ganz großes Kino.
Dann kündigt sich neue “Kundschaft” an. Der Popstar “Brill”, alias “Nanty”, Gründer und Leadsänger der erfolgreichsten Boyband Großbritanniens Freewayz. Um sich besser kennen zu lernen, landet der Popstar inkognito und besucht Gerald in seinem Häuschen. Nanty ist knapp über 30 und sucht sich immer noch selbst. Er glaubt an Übernatürliches und Aliens und überlegt sich gerade Vegetarier, wenn es gut läuft, Veganer zu werden. Gerald hat hier sofort einen passenden Rat. Eine zum Brüllen komische Szene.
“Hast Du mal die Sendung gesehen, wo Wissenschaftler die Töne aufzeichnen, die einzelne Zellen von sich geben? Sie haben eine Kartoffel genommen, Elektroden dran angemacht und sie in kochendes Wasser geworfen. Unglaublich. Grauenhaft. Im Tod hat jede Zelle ein schreckliches Quieken ausgestoßen. Millionen und Abermillionen Zellen, die sich zum Crescendo steigern und dann nach und nach verstummen. … Nanty hörte mir mit einer Restskepsis im Gesicht zu, einen letzten Streifen kalten Bacon auf seine in der Luft stockende Gabel gespießt, doch seine Augen waren rund. ” Gibt es dann überhaupt ‘ne humane Art, Pommes Frites zu machen?”, wollte er wissen.
Als dann auch noch Martas Bruder mit einem Hubschrauber in der Nacht vor ihrem Haus landet, ist außerdem für Brill klar – Aliens sind gelandet. Völlig verstört reist er ab und Gerald kreiert dieser skurillen Begebenheit zu Ehren den “Alien-Pie”, der dann auch noch Namensgeber für Brills neue Band wird. Hauptbestandteile sind Rote Beete und geräuchertes Katzenfleisch, auf das ich unter Rücksichtnahme auf meine zwei haarigen Mitbewohnern verzichtet habe. Mein Rezept ist daher eine doch recht schmackhafte Mischung aus unterschiedlichen Geraldrezepten, daher hoffe ich, es wird euch schmecken.
Zutaten
- 1 mittlere Rote Beete roh
- 250 g Ricotta
- 1 Ei
- 45 g Parmesan, frisch gerieben
- 1TL Salz
- Pfeffer
- 70 g Mehl für den Teig
- 40 g Mehl zum Wälzen
- 1 Birne
- 70 g Gorgonzola
- Etwas Zimt
- Eine kleine Hand voll Wallnusshälften
- Balsamico (alt)
Zubereitung
- Die Masse für die Malfatti muss eine Weile stehen. Daher am besten schon einen Tag vorher vorbereiten. Frische Rote Beete in Alufolie einwickeln und bei 200 Grad für 1 Stunde im Ofen garen. Abkühlen lassen. Schale ablösen (geht ganz einfach mit einem kleinen Messer. Handschuhe anziehen!) Rote Beete fein reiben. Mit Ricotta, Ei, Parmesan, Salz und Pfeffer vermischen. Mehl hinzugeben. Den Ricotta könnt ihr auch selber machen. Schaut mal zu den Ravioli mit Ricottafüllung. Da habe ich es beschrieben. Über Nacht in den Kühlschrank stellen. Mehl auf ein Brett streuen und mit zwei Löffeln die nicht ganz perfekten Malfatti formen und etwas stehen lassen. Derweil die Birne in Scheiben schneiden (längs) und Kerngehäuse entfernen. Scheiben in etwas Olivenöl anbraten und Zimt über die Hälften streuen.
- Malfattis in siedendes (!) Salzwasser geben. Dann warten, bis sie an die Oberfläche kommen. Herausnehmen und anrichten. Birnenscheiben, Gorgonzola, Walnusshälften dekorativ verteilen und mit Balsamico garnieren.
Die Verwirrungen verwirren sich natürlich immer mehr und es wird immer kurioser. Zum Schluss kommt es zu einem sehr dramatischen Showdown, in dem Gerald und Marta sich dann doch etwas besser verstehen- und kennenlernen. Absolut lesenswert! Aber Achtung: einen gewissen schwarzen Humor sollte man schon haben. Ich jedenfalls habe es sehr genossen.
Buon Appetito! Eure Kiki.
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