Wodka Arrabiata – Selbstbild mit russischem Klavier

Wodka Arrabiata

“Kennen Sie die Enttäuschung, an Weggabelungen nicht gleichzeitig in beide Richtungen gehen zu können? Ich bin kein Philosoph. Ich verstehe das nicht. So ist es mit dem Trinken. Es sind immer die falschen Entscheidungen.”

 

Mmh…, tja. Ich weiß gar nicht so richtig, was ich zu diesem Buch – Selbstbild mit russischem Klavier, von Wolf Wondraschek aus dem Ullstein Verlag – sagen soll. Ich habe es bis zum Ende gelesen, ja. Es ist unheimlich sprachgewaltig, ja. Aber ich weiß trotzdem nicht so richtig, was ich damit anfangen soll. Vielleicht verstehe ich diesen Roman auch einfach nicht. Ich habe gelesen und gelesen und ich hatte immer da Gefühl, dass die Geschichte wirr an mir vorbeirauscht.  Aber dann,  plötzlich,  blitzt ein Satz auf und ich denke – oh, wie wundervoll.

 

“Sehen Sie, sagte er, es ist das Lesen eines Gedichts, das Lesen einer Erzählung oder eines Romans ja kein gesellschaftliches Ereignis. Da sitzt einer da, nur er, allein mit sich und seinem Buch und liest. Und manchmal, nicht wahr, hält er inne, legt es aufgeschlagen zur Seite um über einen Satz nachzusinnen, eine bestimmte Stelle, eine besondere Formulierung, eine die ihm die Schönheit der Sprache offenbart. Alles kann alles mit allem in Verbindung bringen.”

 

So habe ich mich auch manchmal gefühlt. Das Leben eines Pianisten, einem Schriftsteller erzählt, in einem Wiener Kaffeehaus. Ein vergangenes Leben, eine große Karriere und im Alter viel Einsamkeit. Vielleicht ist es einfach sehr “russisch”? Also, was man so landläufig darunter verstehen kann: etwas romantisch, etwas tragisch und ein wenig schwermütig. Suvorin heißt der Pianist, der einem namenlosen Schriftsteller sein Leben erzählt. Abgesehen davon geht es natürlich sehr viel um Musik, das Leben und auch darum, was von einem Leben bleibt. Zumindest habe ich das so verstanden. Außerdem habe ich verstanden, dass Herr Wondratschek ein wahrer Wortkünstler ist. Seine Gedichte, er hat unter anderem zahlreiche Gedichtbände veröffentlicht,  sind sicher ganz großartig und vielleicht packen sie dann auch damit eher das, was auch dieser Roman für mich ausmacht: Wortgewalt pur. In Romanform ist mir die Sprache auf Dauer dann doch zu gewaltig.

 

Wodka Arrabiata

 

Zu einem Gericht wurde ich natürlich trotzdem inspiriert.

 

“Inzwischen hatte sich das La Gondola mit Mittagsgästen gefüllt. Als einer der Kellner mit einem Tablett an unserem Tisch vorbeikam, irgendwelche Nudelgerichte, war er für einen Moment abgelenkt. Die Speisen rochen gut, und er atmete ihren Duft ein. Der Moment, dem Leben, das Vergangenheit war, nachzusinnen, ging vorüber.”

 

Dazu ist mir ein Gericht in den Sinn gekommen, welches ich noch nie ausprobiert habe: Wodka Arrabiata. Fruchtig mit geschmelzten Tomaten, feurig durch die Chilischoten und russisch mit einem kleinen Schuss Wodka in der Soße, der dann den ganz besonderen Geschmack ausmacht. Ebenfalls sehr gewaltig und ein Gedicht.

Wodka Arrabiata

Wodka Arrabiata

Zutaten

  • 2 frische rote Chilischoten
  • 3 EL Olivenöl
  • 2 Knoblauchzehen, geschält und in feine Scheiben geschnitten
  • 1/2 Bund Petersilie, die Blätter abgezupft und die Stiele fein gehackt.
  • 3 Sardellenfilets, gehackt
  • 200g Tomaten, gehackt und ganze kleine Kirschtomaten
  • Meersalz
  • Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 2 Schuss Wodka
  • 250g Linguine oder Spaghetti
  • 1/2 unbehandelte Zitrone
  • Bestes Olivenöl zum Beträufeln

Zubereitung

  • Die Chilischoten mit einem spitzen Messer rundherum 6-8 Mal einstechen. In einem großen Topf das Olivenöl auf mittlerer Stufe erhitzen und die Chilischoten darin 5 Minuten sanft anbraten. Dann Temperatur erhöhen und den Knoblauch zusammen mit den Petersilienstängeln und den Sardellen zum Öl geben. Unter ständigem Rühren anbraten, bis der Knoblauch eine hellgelbe Farbe erreicht hat. Die Tomaten hinzugeben. Salzen und Pfeffern. Zum Kochen bringen, Wodka hinzufügen und die Soße auf kleiner Stufe köcheln lasen. Um mehr Schärfe zu bekommen, kann man die Chilis mit dem Messer oder dem Kochlöffel leicht quetschen. Pasta garen und abgeseiht unter die Soße mischen.
  • Petersilienblätter grob hacken und mit den frisch geriebenen Zitronenschalen über der Pasta verteilen. Saft der Zitrone und Olivenöl darüberträufeln.
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Ich bin gespannt, was ihr sagt und ob ihr den Linguine “mit Schuss” etwas abgewinnen könnt.

приятного аппетита
      Eure Kiki

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