“Und da wollte er es dem Westschwein jetzt mal so richtig besorgen, dem die Schikane reinhauen, mal zeigen, was stärker ist: Gasmaske oder Streuselkuchen.”
Ein neues Buch von Wolfgang Herrndorf? Da war ich doch einigermaßen überrascht, ist der Autor, den viele nur im Zusammenhang mit “Tschick” kennen, schon mehr als fünf Jahre tot. “Stimmen” aus dem Rowohlt Verlag ist wohl daher leider eines der letzten Werke, die von diesem großartigen Autor posthum erscheinen werden. “Stimmen” sind Texte, die der Autor bereits zu Lebzeiten, entweder in Lesungen oder in dem Internetforum “Wir höflichen Paparazzi”, einem Verbund von Autoren und Künstlern veröffentlicht worden sind. Hier schrieb Herrndorf häufig unter dem Pseudonym “Stimmen”.
Die Texte sind großartig. Er spielt einfach so wunderschön mit Sprache. Teils erinnern sie mich sogar an Tschick, teils sind sie wohl direkt aus dem Leben des Autors und es sind so kuriose Geschichten, wie “Das Klo und das Mädchen”, in dem ein Teenie an seiner Tür klingelt und geschlagene 110 Minuten auf seiner Toilette verbringt und er schon im Hintergrund recherchiert, ob das denn bei Frauen normal ist. Nur um danach ein völlig ruiniertes Klo vorzufinden. Oder Gedankengänge in dem er Literatur und Bildende Kunst vergleicht. Herrndorf war ursprünglich Illustrator, wie ich mir dann erlesen habe.
“Es ist ein großer Nachteil der bildenden Kunst gegenüber der Literatur, dass man sich selbst quadratmeterweise Unsinn schmerzfrei ansehen kann. Man kann auch die Augen schließen und nach zwei Sekunden weitergehen. Als Leser, der in einem Tausendseitenroman feststeckt, ist man sehr lange sehr allein und bekommt leicht Kopfschmerzen. Das hat der Evolution der Literatur dem Roman als Gattung etwas Grundsolides und angenehm Konventionelles verliehen.”
Wer übrigens mehr über sein Leben und Werke erfahren möchte: Der private Blog Arbeit und Struktur, den Herrndorf während seiner Krankheit geschrieben hat, ist nun öffentlich und es gibt auch einen Link zu seiner Biografie, wunderschön aufbereitet von Carola Wimmer, der Frau von Wolfgang Herrndorf.
Am Ende des Bandes gibt es außerdem noch eine Reihe wunderschöner Gedichte. Die sind wohl alle aus der Zeit seines Studiums (oder vorher) und seiner Meinung nach wohl “fast nur Schrott”. Ich mag sie aber trotzdem sehr.
“Eines Tages sicherlich, sehen wir uns so wie einst. Schön wird das. Dann weine ich, wenn du nicht deswegen weinst. Dann umarme ich die ganze Welt und mit Heldenmut auch dich, denn ich bin ein großer Held, eines Tages sicherlich.”
Ist ein bisschen “ringelnatzig”, finde ich. Aber was verstehe ich schon davon. Wovon ich hoffentlich was verstehe, ist Streuselkuchen. Der ist mir ja gleich auf den ersten Seiten begegnet. Der Jahreszeit entsprechende und voll im Trend: was mit Kürbis. Und weil ich Käsekuchen toll finde, gibt es eben einen Kürbiskäsekuchen mit Streuseln.
Zutaten
- 150g Mehl
- 100g Haferflocken
- 100g brauner Zucker
- 75g gehackte Paranusskerne
- 1 TL Backpulver
- 1 TL Zimt
- 1/2 TL gemahlener Ingwer, 1/2 Kardamom, 1 Msp. Nelkenpulver, 1 Msp. Muskat
- 125g weiche Butter
- 200g Magerquark
- 200g Mascarpone
- 200g Kürbispüree (dafür habe ich Blutorangensaft verwendet)
- 1 Ei
- 100g brauner Zucker
- 1 TL Zimt
- 1 Prise Muskat
Zubereitung
- Für das Kürbispüree einen kleinen Hokkaido schälen und würfeln und mit einem großen Schuss Blutorangensaft für 20 min köcheln lassen. Danach mit einem Kartoffelstampfer pürieren. Die Reste kann man für alle möglichen Rezepte verwenden.
- Für den Kuchen, den Backofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen. Eine kleine runde Springform (20 cm) mit Backpapier auslegen und einfetten. Dann das Mehl, die Haferflocken, den Zucker, das Backpulver, die Nüsse und die Gewürze in einer Schüssel vermischen. Die weiche Butter dazugeben und zu einem krümeligen Teig verkneten. Die Hälfte des Teiges als Boden in die Backform drücke. Die andere Hälfte ist für die Streusel.
- Anschließend den Quark und die Mascarpone mit dem Kürbispüree, dem Ei, dem Zucker und mit Zimt und Muskat verrühren.
- Den Boden zuerst für 10 Minuten vorbacken und dann die Kürbismasse darauf verteilen. F+r weitere 20 Minuten weiterbacken. Schließlich die Streusel auf die mittlerweile festere Kürbismasse verteilen und weitere 15 Minuten backen.
- Abkühlen lassen und aus der Form nehmen. Lecker!
Ich hoffe, er mundet. Und holt euch das Bändchen von Wolfgang Herrndorf. Es ist sehr traurig, dass es wohl das Letzte sein wird. Er war wirklich ein ganz Großer.
Eure Kiki
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