“Warum bist Du so lang bei Mutter geblieben?”, fragte ich. “Weil ich mich entschieden hatte.” “Aber ihr habt euch nicht geliebt.” “Ich liebe sie heute noch.” “Aber ihre Schwächen.” “Für jede einzelne.”
Was ist das gerade für eine Aufregung um Takis Würgers Stella aus dem Hanser Verlag. Das musste ich mir doch selbst einmal anschauen. Kein Buch wird im Moment gerade so heiß diskutiert, kritisiert und als Schund, Kitsch oder literarische Hochstapelei betitelt. Und jetzt versuchen auch noch die Erben eine einstweilige Verfügung zu erwirken. Frei nach dem Motto “Auch schlechte Presse ist gute Presse”, tun jedoch die vernichtenden Rezensionen dem Verkauf keinen Abbruch. Und ich muss sagen: Viele Verlage betrauern oft, dass über Bücher nicht mehr gesprochen wird – Stella schafft das im Moment auf jeden Fall.
Die Geschichte an sich ist schnell erzählt. Der 20-jährige Schweizer Friedrich, gut betucht aber mit einer schwierigen Kindheit, da seine alkoholkranke narzisstische Mutter ihm seine aus einem Unfall entstandene Farbenblindheit nicht verzeihen kann, reist 1942 nach Berlin um, wie er sagt, “Gerüchte von der Wahrheit zu trennen”.
Dort angekommen mietet er sich im besten Haus am Platz ein und residiert mit allen Annehmlichkeiten im Grand Hotel. In einer Kunstschule lernt er die blonde Kristin kennen, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Sie ist unter anderem Sängerin in einem Nachtclub, pervitinabhängig und scheint von Anfang an das ein oder andere Geheimnis zu haben.
Eines Tages, nach einem Fest des “Nazi-Who-is-Who” in Schwanenwerder und zu dem die beiden von ihrer Nachtclubbekanntschaft Tristan eingeladen werden, verschwindet Kristin spurlos. Nach einiger Zeit steht sie jedoch wieder vor Fritzens Hotelzimmer: verletzt, misshandelt, kahl rasiert. Kristin heißt eigentlich Stella Goldschlag. Sie und ihre Familie sind keine praktizierenden Juden und durch falsche Papiere konnte Stella ihre Identität bislang verheimlichen.
Freund Tristan ist ebenfalls nicht der, der er zuerst für Fritz zu sein scheint. Als Obersturmbannführer bei der SS hat er Zugang zu Lebensmitteln und Luxus und es bleibt offen, ob er es nicht ist, der Stella denunziert hat. Auch Stellas Eltern wurden verhaftet. Ihnen droht die Deportation nach Auschwitz. Sollte Stella sich weigern für die Nazis als “Greifer” tätig zu werden und andere Juden zu verraten, droht ihnen die Deportation. Das Bizarre ist jedoch, dass Stella auch große Bewunderung für die Nazis hegt, denn auch nachdem ihre Eltern von “der Liste” gestrichen werden, hört sie nicht damit auf “Juden zu jagen”.
Tja. Und was machen wir jetzt damit? Ja, es ist teilweise recht naiv erzählt. Und auch “Stella Goldschlag”, die hier als historische Vorlage dient, wird meiner Meinung nach, im Roman wirklich etwas verharmlost. Da können auch die Auszüge aus den Originalakten und die Erklärung im Anhang nur bedingt etwas ändern. Aber ist es deshalb ein skandalös schlechtes Buch? Ich finde nicht. Es ist aber auch für mich kein großartiger literarischer Roman. Dafür ist mir die Geschichte zu seicht und vielleicht erwartet man auch tatsächlich etwas Großartigeres, wenn so ein Buch bei Hanser erscheint. Wäre es in einem Verlag erschienen, der mehr für leichtere Unterhaltung steht, wäre der Aufreger sicher nur halb so groß gewesen. Ist aber nur meine Meinung.
Heute kriege nicht ganz so leicht die Kurve zum Hefezopf, aber er kommt tatsächlich vor. Denn die jüdische Köchin, in der heimatlichen Villa in der Schweiz backt ihn gemeinsam mit Fritz. Und er ist nicht nur für ihn der Inbegriff von Geborgenheit und Kindheit. Allein der Duft versetzt mich in unsere Küche ins Schwäbische zurück.
Zutaten
- 350 g Mehl Type 405
- 150 ml lauwarme Milch
- 1/2 Würfel Hefe
- 4-6 EL Zucker
- 50 g weiche Butter oder 40 ml Öl
- 1 große Prise Salz
- 1 Ei
- 1 Ei zum Bestreichen
Zubereitung
- Milch, Hefe und Zucker verrühren, bis sich die Hefe aufgelöst hat. Mehl und Salz mischen und das Ei dazugeben. Verkneten, bis sich ein Kloß bildet und dann die Milch-Hefe-Zucker mischen dazu geben. Kneten, bis ein geschmeidiger Teig entsteht. 1 Stunde unter einem Tuch ruhen lassen. In drei gleich große Teile teilen und jeden Teil zu einem gleichmäßigen Teigstrang formen. Am Ende zusammendrücken und einen engen Zopf flechten. Das Ende umschlagen und festdrücken. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und abgedeckt noch einmal 20-30 Minuten gehen lassen. Mit dem Ei bestreichen.
- Ofen auf 180 Grad vorheizen (Ober/Unterhitze) und den Zopf auf mittlerer Schiene für 25-30 Minuten backen. Schmeckt herrlich mit Butter und/oder Marmelade bestrichen oder einfach pur. Mein Opa hat ihn immer in den Milchkaffee gebröckelt.
Der Hefezopf ist auf jeden Fall ein Gedicht. Stella konnte mich nicht so wirklich überzeugen. Aber: Man kann ja nicht immer alles haben, oder? Das Wichtigste ist doch auch in diesem Fall, dass man sich selbst ein Bild macht.
Eure Kiki.
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